Einsatz von E-Portfolios zur Förderung von studentischen Lerngemeinschaften im Hochschulstudium

نویسندگان

  • Thomas Sporer
  • Tobias Jenert
  • Bernhard Strehl
  • Patrick Ole Noack
چکیده

Dieser Beitrag zeigt, wie E-Portfolios im Hochschulstudium eingesetzt werden können, um das Lernen in studentischen Praxisgemeinschaften zu fördern. Mit Hilfe einer Portfolioplattform auf der Basis von Social Software haben Studierende die Möglichkeit ihre Lernerfahrungen im Rahmen der Mitarbeit in Projektgruppen zu dokumentieren und reflektieren. Die Portfolios haben dabei eine Doppelfunktion: Sie dienen einerseits zur persönlichen Reflexion der Studierenden und zur Bewertung informeller Lernprozesse im Regelstudium, andererseits zum Wissensmanagement innerhalb der Projektgruppen. Dieser Beitrag fokussiert die Funktion der Leistungserfassung und gibt einen Einblick in die Erfahrungen mit dem Portfolioeinsatz in einem Studienangebot der Universität Augsburg. 1 Einleitung: Web 2.0 und Bologna Die neuen Technologien rund um das Web 2.0 sowie die damit verbundene Philosophie der Mitgestaltung von Internetangeboten durch Nutzer verändern aktuell die Gebrauchsformen von digitalen Lehrund Lernumgebungen. In Anwendungen wie Wikis, Weblogs und Social Software löst sich das traditionelle Rollenverhältnis von Anbietern und Empfängern von Informationsinhalten auf. Im Hochschulkontext wirft diese Entwicklung ein neues Licht auf das Rollenverhältnis von Lehrenden und Lernenden. Die Studierenden sollen nicht mehr nur fertige Bildungsprodukte von institutionellen Lehrplattformen abrufen, sondern eigenständig im Rahmen von Online-Communities aktiv werden und Lehrund Lernangebote selbst mitgestalten [vgl. DKS07]. Bislang sind solche Lerngemeinschaften von Studierenden an Hochschulen meist neben dem disziplingebundenen Fachstudium entstanden und stellen ein optionales Angebot dar, das in der Regel nur informell mit dem Fachstudium verbunden ist. Besonders die Bologna-Reform mit der Modularisierung von Studiengängen stellt hier einen eher gegenläufigen Trend dar: Auf Seiten der Lehrenden bringt dies die Herausforderung mit sich, die Kompetenzen von Studierenden in Form von formalen Prüfungsleistungen kontinuierlich zu erfassen. Auf Seiten der Studierenden mindern knapper werdende Zeitbudgets und veränderte Anreizsysteme im Rahmen der Credit Point-Logik die Attraktivität der Teilnahme an studentischen Projektgruppen [vgl. RSV07]. Um diesen Widersprüchen zu begegnen, die sich aus den Entwicklungen um Web 2.0 und Bologna ergeben, wurde an der Universität Augsburg mit dem Begleitstudium „Problemlösekompetenz“ eine neue Infrastruktur für das Lehren und Lernen geschaffen. Sie umfasst sowohl Maßnahmen zur Gestaltung innovativer Studienstrukturen als auch zur Verbesserung der Leistungserfassung im Kontext von Studierendenprojekten. Ziel ist es, Studierenden einen Schnittstellenraum zu bieten, der das eher fachgebundene Lernen im Regelstudium und das eher erfahrungsgeleitete Lernen in Praxisgemeinschaften integriert [vgl. SRJ07]. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag der Einsatz von elektronischen Portfolios im Begleitstudium vorgestellt. Es wird auf den Nutzen der E-Portfolios für den einzelnen Studierenden als Reflexionsinstrument sowie für die am Begleitstudium teilnehmenden Projektgruppen als Wissensmanagementwerkzeug eingegangen. Dann wird beschrieben, wie die Lernund Arbeitsprozesse in den Projektgruppen mit Hilfe einer Portfolioplattform transparent gemacht werden, um die Ergebnisse des Lernens im Rahmen der Projektarbeit bewerten und im Fachstudium anrechnen zu können. Im Schlussteil werden die bisherigen Erfahrungen mit dem Einsatz von E-Portfolios im Begleitstudium geschildert sowie die Herausforderungen bei der Implementierung von Portfolios im Studienalltag zusammengefasst. 2 E-Portfolios als Brücke zwischen Projektund Fachstudium Um das Lernen in studentischen Projektgruppen stärker an das Fachstudium anzubinden, ist eine Brücke zwischen zwei Formen der Lehrund Lernorganisation zu bauen. Denn Lernen im Fachstudium und im Projektkontext unterscheidet sich strukturell deutlich: • Lernen im Fachstudium. Im Fachstudium werden die Lerninhalte in Lehreinheiten, d. h. Module und Veranstaltungen strukturiert und als Lernzeiten in einem Curriculum festgesetzt. Durch punktuelle Prüfungen im Studienverlauf wird sichergestellt, dass bestimmte Lernziele von den Studierenden erreicht werden. In diesen formalen Lernsettings arbeiten die Studierenden zielgerichtet auf die Erreichung fachgebundener Lernziele hin, die sie durch den Erwerb von ECTS-Punkten nachweisen [vgl. Over04]. 1 Online abrufbar unter: www.begleitstudium-problemloesekompetenz.de • Lernen im Projektkontext. Dieses Lernen findet nicht unmittelbar im formalen Rahmen des Hochschulstudiums statt und führt meist nicht zu einer Zertifizierung. Aus der Sicht des Lernenden ist es trotzdem auf ein konkretes Ziel in der Praxis ausgerichtet und damit hinsichtlich Lernzielen, -inhalten und -mitteln im weiteren Sinne systematisch. Im Studium findet sich diese eher informelle Form des Lernens vor allem bei der Mitarbeit in Projekten von extracurricularen Einrichtungen, wie beispielsweise Vereinen, Parteien, Studierendenorganisationen, Bürgerinitiativen oder auch Unternehmen [vgl. Over04]. Beide diese Lerninfrastrukturen haben Vorund Nachteile: Das Lernen im Regelstudium bietet eine Sicherstellung von Qualitätsstandards und mehr Chancengleichheit innerhalb des Bildungssystems. Allerdings wird durch diese Form des Lernens die Handlungsund Transferfähigkeit des Erlernten nicht optimal gefördert, weil sich das Assessment der Lernleistungen in der Regel auf die Reproduktion von zuvor vermitteltem Wissen bezieht [vgl. Over04]. Als Mittel zur Leistungsbewertung ermöglichen Portfolios an diesem Punkt, das Lernen in Projekten mit dem Lernen im Fachstudium zu verbinden. Portfolios machen sichtbar, was in Projekten gelernt wurde, da sich Zusammenhänge zwischen den im Rahmen eines Projekts intendierten Zielen, den durchgeführten Arbeitsaufgaben und den bei Projektabschluss erbrachten Leistungen herstellen lassen [vgl. Häck04]. Sie haben die Funktion einer Mappe zur Sammlung, Aufbewahrung, Darstellung und Reflexion von Lernund Arbeitsleistungen, so dass eine Person individuelles Wissen und Können zum Ausdruck bringen kann. Von Seiten der Lehrenden gilt es, geeignete Leitlinien zur Arbeit mit Portfolios und viable Bewertungskriterien für das Assessment von so dokumentierten Lernleistungen bereitzustellen [vgl. HDS02]. Bei der Erstellung eines Portfolios wird eine Relation zwischen dem Prozess und dem Produkt des Lernens sowie zwischen der Person des Lernenden und den von ihm bearbeiteten Lerngegenständen hergestellt [vgl. FM96]. Als direkte Leistungsvorlage lassen Portfolios erkennen, über welches Maß an fachlichem und überfachlichem Wissen sowie an generischen und spezifischen Kompetenzen ein Lernender verfügt. Die Qualität, der in der Mappe enthaltenen Arbeiten belegt exemplarisch die Leistungsbereitschaft sowie das Wissensund Kompetenzniveau eines Lernenden. Studierende können mit den Inhalten ihrer Portfolios zudem zeigen, dass sie nicht nur über ein bestimmtes Maß an Wissen und Kompetenz verfügen, sondern dieses auch zur Anwendung bringen können und wollen [vgl. Vier99]. 3 Portfolioeinsatz im Begleitstudium Problemlösekompetenz Im Rahmen des Begleitstudiums können Studierende ihre Wissensartefakte, die verschiedenste Formate haben können (Texte, Bilder, Audios, Videos etc.), mit Hilfe einer Portfolioplattform organisieren. Inhaltlich haben diese Portfolios unterschiedliche Gestaltungsformen (z.B. persönliches Weblog, Mappen mit ausgewählten Dokumenten). Der Umfang der Portfolios reicht von der Zusammenstellung von Dokumenten einer bestimmten Zeitspanne der Teilnahme am Begleitstudium bis hin zum Verfassen einer Lernbiografie über den gesamten Studienverlauf. Die Auswahl und Aufbereitung der Inhalte leitet sich dabei von dem mit dem Portfolioeinsatz beabsichtigten Zweck ab (z.B. Auswahl von „Arbeitsproben“ für eine Bewerbungsmappe, Beschreibung und Evaluation eines im Rahmen des Arbeitsund Lernprozesses entstandenen Prototyps). Abbildung 1: Portfolioplattform zum Begleitstudiumsangebot Die Portfolioplattform in Abbildung 1 ermöglicht es Studierenden, in einem persönlichen Bereich eine eigene Seite anzulegen und dort Informationen über sich bereitzustellen. Anhand dieser Informationen können dann Studierende, die ähnliche Interessen oder sich gegenseitig ergänzende Kompetenzen haben, miteinander in Kontakt treten und sich entweder bestehenden Projektgruppen anschließen oder neue Projektgruppen gründen. Die Portfolioplattform hat damit einen Bereich für „Communities“ sowie einen persönlichen Bereich, die jeweils etwas unterschiedliche Funktionen erfüllen: • Wissensmanagement-Funktion. Im Community-Bereich können Mitglieder der Projektgruppen Informationen zur Arbeit in den Projekten in ein Gruppenblog posten. Dazu gehören beispielsweise die Dokumentation von Arbeitsprozessen und Erfahrungswissen der Gruppenmitglieder, die Agenda sowie Protokolle von Sitzungen der Projektgruppe oder auch Ideen und aktuelle Informationen, welche die Arbeit der Projektgruppe betreffen. Die hier bereitgestellten Informationen werden meist allen Community-Mitgliedern und gegebenenfalls auch angemeldeten Benutzern zugänglich gemacht (insofern sich diese als "Good-Practice" eigenen). Hier steht die Wissensmanagement-Funktion der Portfolioplattform im Vordergrund. • Reflexions-Funktion. Der persönliche Bereich dient dazu, individuelle Lernprozesse zu reflektieren und die resultierenden Lernerfahrungen im Sinne des Portfolio-Ansatzes unterschiedlichen Nutzergruppen zugänglich zu machen. Beispielsweise können Studierende hier ihre besten Lernprodukte aus dem Studium veröffentlichen und diese mit Lerngeschichten anreichern, die den Kontext der erreichten Studienleistungen vermitteln. Studierende entscheiden selbst, welche persönlichen Informationen sie Dritten zur Verfügung stellen. Wenn in die Lerngeschichten andere Personen einbezogen werden, liegt die Verantwortung dafür, dass mit den Äußerungen diesen Personen kein Schaden zugefügt wird, bei den Verfassern der Einträge. Die Funktion der Portfolioplattform liegt hier primär in der "Materialisierung" von Lernprozessen und verfolgt das Ziel, diese Transformation von Erfahrungen in Wissen als Lernleistungen sichtbar zu machen [vgl. BK85]. 3 Anerkennung der Lernleistungen im Regelstudium Die Inhalte beider Bereiche der Portfolioplattform können von den Teilnehmern des Begleitstudiums aufbereitet und in das Regelstudium eingebracht werden. Portfolios werden dabei als Methode genutzt, um die Unterstützung von Lernprozessen durch Reflexion und die Bewertung von Lernergebnissen im Projektkontext zu ermöglichen. Die Portfolioarbeit im Begleitstudium erfolgt daher in drei Schritten [vgl. BW04]: • Arbeits-Portfolio. Im Arbeits-Portfolio werden in einem ersten Schritt unmittelbare Erfahrungen der Studierenden, die aus Lernund Arbeitsprozessen in den Projektgruppen resultieren, im Sinne einer „reflection-in-action“ [Schö87] festgehalten und als Wissensmaterialisierungen gesammelt. Diese Sammlung von Artefakten des eigenen Lernprozesses kann entweder in schriftlicher Form als Blogeintrag oder auch in mündlicher Form als Podcast erfolgen. Zudem besteht die Möglichkeit, ergänzende Fotos, Skizzen oder Foliensätze beizufügen sowie die Einträge von Personen in den „Communities“ zu kommentieren und durch RSS mit eigenen Beiträgen zu vernetzen. Im Arbeitsportfolio werden also wichtige Lernund Arbeitsergebnisse aus dem Fachstudium und der Teilhabe an Praxisgemeinschaften chronologisch gesammelt. Studierende, die ein solches Arbeits-Portfolio führen, tun das zunächst für sich selbst. Ohne die Intention, mit anderen Personen darüber in einen Dialog zu treten und ihre Lernerfahrungen systematisch ordnen zu müssen, dokumentieren sie im ArbeitsPortfolio ihren eigenen Lernprozess (Perspektive der 1. Person). • Story-Portfolio. Im Story-Portfolio gilt es im zweiten Schritt, die im Arbeits-Portfolio gesammelten Wissensartefakte zu ordnen und aufzubereiten. Aus dem „Rohmaterial“ im Arbeits-Portfolio rekonstruieren die Studierenden dazu eine eigene Lerngeschichte. In der Geschichte werden der Lernprozess im Verlauf der Projektarbeit sowie das aus dem Lernprozess hervorgegangene Lernprodukt im Sinne einer „reflection-on-action“ [Schö87] dargestellt. Die Inhalte des formalen Lernens im Fachstudium und die Inhalte des informellen Lernens im Projektstudium werden dabei in eine kohärente Präsentationsform gebracht. Der Lernende sollte hier gegenüber seinen Mitlernern und Lehrern möglichst viel über sein individuelles Lernund Arbeitsverhalten offen legen [vgl. Häck04]. Wichtig sind dabei auch Erfahrungen, die nicht zum gewünschten Ergebnis der Projektarbeit beitragen, wie zum Beispiel Schwierigkeiten, Rückschläge und Fehler. Diese eher prozessorientierte, narrative Form der Portfolioarbeit verfolgt das Ziel einer formativen Evaluation des eigenen Lernprozesses, die vom Lernenden selbst gesteuert wird [vgl. FM96]. Beim Erzählen der eigenen Lerngeschichte tritt man in einen Dialog mit einem realen oder fiktiven Gegenüber und schafft einen geteilten Raum, in dem soziales Verstehen möglich wird (Perspektive der 2. Person). • Test-Portfolio. Aus dem Arbeitsund dem Story-Portfolio werden in einem drittem Schritt von den Studierenden diejenigen Lernergebnisse ausgewählt, anhand derer sie demonstrieren können, dass und wie sie gegebene Bildungsstandards erreicht haben. Diese Wissensartefakte, die dazu dienen, das eigene Kompetenzniveau nach außen zu dokumentieren, werden nun im Test-Portfolio, das an das Fachstudium anschließt, zusammengestellt. Diese eher produktorientierte Form der Portfolioarbeit dient als Leistungsbewertungsinstrument zum Zweck einer summativen Bewertung der Lernaktivitäten [vgl. FM96]. Die Darstellung der Lernergebnisse beschränkt sich hier auf ausgewählte Inhalte und wird in einer fachsystematischen Präsentationsform aufbereitet. Die chronologische Folge der Ereignisse im Projekt wird im Sinne einer „reflection-on-reflection“ [Schö87] aufgebrochen und in eine systematische Struktur gebracht. Die Studierenden verbinden Theorien aus dem Fachstudium mit praktischen Erfahrungen im Projektstudium und erstellen Handlungstheorien, die einen geordneten Ausschnitt ihrer Wissensstruktur repräsentieren. Das Test-Portfolio zielt damit darauf ab, Lernergebnisse für Dritte – vor allem für Lehrende – sichtbar zu machen und sich der Bewertung im Fachstudium zu stellen (Perspektive der 3. Person). In Abbildung 2 ist der kombinierte Einsatz von Arbeits-, Storyund Test-Portfolio im Begleitstudium als Schnittstelle zwischen den theoretischen Inhalten im Fachstudium und den praktischen Erfahrungen im Projektstudium zusammenfassend dargestellt. Abbildung 2: Einsatz von Portfolios im Begleitstudium 4 Zusammenfassung und Fazit Portfolios können eine positive Wirkung auf die Motivation von Lernenden haben und den Erwerb von handlungsnahen Kompetenzen fördern, da durch die Portfolioarbeit der Lernprozess nicht so sehr von einer an die Projektarbeit anschließenden punktuellen Leistungsbewertung bestimmt wird, sondern sich aus einem aus der Projektarbeit hervorgegangenen Lernprozess entwickelt [Häck04]; soweit die Theorie. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Implementierung von Portfolios im Studienalltag mit zahlreichen Hindernissen verbunden ist und sich keineswegs automatisch positiv auf das Lernen von Studierenden auswirken muss. Obwohl nämlich die praxisnahe Arbeit in Projekten von Studierenden im Allgemeinen ausgesprochen gut angenommen wird, ergeben sich beim Einsatz von Portfolios als Reflexionsinstrument im Studium einige Schwierigkeiten mit unterschiedlichen Ursachen. Unsere bisherigen Erfahrungen sowie erste Evaluationen zeigen zwei Problemfelder auf: Zum einen die Fähigkeiten und die Motivation der Studierenden zur Reflexion mit Hilfe der Portfolios, zum anderen die organisationalen Rahmenbedingungen der aktuell gegebenen Lehrund Lernorganisation an Hochschulen, wobei sich beide Faktoren gegenseitig beeinflussen: • Reflexion als Fertigkeit. Über eigene Lernprozesse zu reflektieren ist für viele Studierende überaus schwierig und erfordert große Überwindung. Die allermeisten Lernenden verbinden mit Bildungsinstitutionen eher einen instruktionalen Charakter, sodass Reflexion als metakognitive Fähigkeit selbst erst erlernt werden muss. Darüber hinaus erschließt sich der Nutzen reflexiver Portfolioarbeit nicht unmittelbar – zumindest solange keine direkte Bewertung anhand von Portfolios erfolgt. Unklarer Nutzen verbunden mit dem Mehraufwand und der Unsicherheit über das genaue Vorgehen bei der Reflexion eigener Lernprozesse können zu Motivationsproblemen führen – insbesondere wenn noch Schwierigkeiten beim Umgang mit dem PortfolioTool durch Usability-Probleme mit der Software hinzukommen. In der Konsequenz nutzen die Studierenden das Portfolio-Tool hauptsächlich als Instrument zum Wissensmanagement innerhalb der Projektgruppen. Hierbei zeigt sich ein unmittelbarer Nutzen und durch den Bezug auf aktuelle Ereignisse (Gruppentreffen, Verteilung von Arbeitsaufgaben, etc.) fällt es den Studierenden offenbar leichter, Einträge in den Weblogs zu verfassen. • Organisationaler Rahmen. Weitere Hürden für die Implementierung von Portfolios bringen die curricularen Rahmenbedingungen in Zeiten von Bologna mit sich: Durch die Modularisierung der Studieninhalte fällt es zum Teil ausgesprochen schwer, im Fachstudium größere inhaltliche Einheiten zu bilden, die über eine Veranstaltung – und damit über ein Semester – hinausgehen. Dadurch wird die Anknüpfung von studentischen Projekten an das Fachstudium erschwert. Diese recht starre Struktur um Module und Leistungspunkte sowie relativ geringe zeitliche Spielräume machen es kompliziert, alternative Bewertungsmaßstäbe ohne größere Umgestaltung von Studienund Prüfungsordnungen einzuführen. Solange aber die Portfolioarbeit nicht institutionell verankert ist, fehlt die oben erwähnte Nutzenperspektive für die Lernenden. Gerade sehr leistungsorientierten Studierenden stellt sich hier die Frage, ob sie Zeit in die Projektund Portfolioarbeit investieren oder eher die Standards des Fachstudiums bestmöglich erfüllen. Um die vielversprechenden Potenziale von Web 2.0-Technologien und Social Software für die Verbesserung des Lehrens und Lernens an Hochschulen zu nutzen, plädieren wir abschließend für den verstärkten Einsatz von E-Portfolios im Projektkontext. Allerdings ist es alleine mit der Bereitstellung entsprechender Technologien nicht getan: Denn insbesondere pädagogisch-didaktische Arrangements und förderliche institutionelle Rahmenbedingungen müssen mit der Einführung von Portfolio-Systemen abgestimmt und gegebenenfalls auch angepasst werden, um eine nachhaltige Verankerung von EPortfolios im Studienalltag zu realisieren. Literaturverzeichnis [BW04] Barrett, H.C. & Wilkerson, J. (2004): Conflicting paradigms in electronic portfolio approaches. [Internetseite] http://electronicportfolios.org/systems/paradigms.html (15.6.2007). [BK85] Boud, D., Keogh, R. & Walker, D. (1985). Reflection. Turning experience into learning.

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تاریخ انتشار 2007